Mit seiner Perspektive als Mediziner und Querdenker bereichert Dr. med. G. Frieder Knebel das Netzwerk von siebenkommadrei.
In diesem Gastbeitrag legt er seine Perspektive auf die Zukunft des Gesundheitsmarktes dar.
Veränderungen im Gesundheitsmarkt
Die medizinische Versorgung im Ersten Gesundheitsmarkt (niedergelassene Ärzte, medizinische Versorgungszentren, Krankenhäuser etc.) im Gegensatz zum Zweiten Gesundheitsmarkt (Fitnesscenter, Wellnessmarkt etc.) wird sich zunehmend und schnell grundlegend ändern. Auslöser ist eine individuelle, personalisierte Medizin. Dies ergibt sich aus den aktuellen Fortschritten in Big Data, Forschungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, Gensequenzierung (DNA, RNA), neuen Ansätzen der Immuntherapie, Digitalisierung und vielem mehr.
Anforderungen an Gesundheitsanbieter
Neue Inhalte oder Therapien benötigen im Sinne von Einheit von Inhalt und Form neue Ansätze für ein „Krankenhaus“, wie auch immer es dann genannt werden mag. Diese Diagnose- und Behandlungszentren müssen zwingend die Physis und Psyche des „Kunden“ – respektive Patienten oder Besuchers (bei präventivem Vorgehen ist er ja noch gar kein Patient, zum Beispiel beim jährlichen Routinecheck für Krebsproteine im Serum) – nicht nur unterstützen, sondern positiv beeinflussen. Dazu bedarf es neuer und anderer Sichtweisen auf solche Schicksalsmühlen, wie es derzeit ein Krankenhaus in bekanntem Sinne darstellt. Neues Denken und das Querdenken, mit neuen gestalterischen Elementen ein Wohlfühlklima zu gestalten, nimmt deshalb parallel zu den inhaltlichen Änderungen und Fortschritten der Medizin Fahrt auf. Firmen wie „siebenkommadrei“ stellen sich derartigen Herausforderungen.
Voraussetzungen für die Gestaltung des Wandels
Dazu bedarf es in der heutigen Zeit unter den Bedingungen von zunehmender Dynamik (Überraschungen pro Zeit) und Komplexität (Auflösung von Wenn-Dann-Beziehungen), resultierend aus:
- Globalisierung (weltweite Märkte, Rohstoffverschwendung, Finanzkrisen etc.),
- zunehmender Vernetzung und einem daraus resultierenden Beteiligungsversprechen (soziale Netze, Politikverdrossenheit etc.) und
- Unvorhersehbarkeit der Zukunft (Unplanbarkeit, z. B. Installation von WhatsApp)
dreier Grundkomponenten (nach Professor Peter Kruse):
- Vernetzung – zum Wissensabgleich (Basis für Intelligenz),
- Erregung – dies schafft Aufmerksamkeit für Probleme (Reize) und
- Bewertung – individuelle und gesellschaftliche Wertesysteme (Kultur).
Deshalb finden sich hier – im Netzwerk von siebenkommadrei – Menschen unterschiedlicher Profession zum Gedankenaustausch mit dem Ziel, schon heute ein wenig in die Zukunft zu denken.
Dies führt uns unweigerlich zu zwei zentralen Fragen des heutigen Gesundheitswesens:
Was leisten wir uns? Und wie finanzieren wir dies?
Ein gesamtgesellschaftlicher Konsens steht hierzu noch aus. Logisch folgt daraus, dass die sich vollziehenden Änderungen auch in alle Richtungen inklusive Inhalte, Finanzierbarkeit und kommerzielle Nutzung gedacht werden müssen. Nur bei umfassender Betrachtung werden sich tragfähige Erfolgskonzepte mit Zukunftsorientierung ergeben können; inkludiert sind ethische und moralische Überlegungen ebenso wie politische.
Mit den Worten von G. Wohland und M. Wiemeyer möchte ich zu teils romantischen Betrachtungen (Gewinnbestrebungen in der Medizin seien unethisch) anmerken:
Die Zukunft und die Gedanken über diese sind mithin nicht böse, sondern eine unabdingbare Notwendigkeit. In diesem Zusammenhang sind Datensammler nicht zwingend eine Bedrohung für die Gemeinschaft der Welt und ihre Menschen, sondern eher eine Chance auch für den mündigen Bürger, Patienten oder Kunden . Es sollte nur klug gedacht und umgesetzt werden, zum Wohle aller Menschen auf der Erde und ggf. darüber hinaus. Dies wünsche ich mir!